Rheno-Balten-Indien-Hilfe e.V.
 

PROJEKTE

Die wichtigsten Projekte der Rheno-Balten-Indien-Hilfe e.V. seit 1997

1. Patenschaften für die schulische Ausbildung von Kindern bei Father Joseph in Raipur (1997-2001) und Pfarrer Thettayil  in Digboi (1997 - 2019)
2. Das Projekt Nipania: Schulneubau und Fischzucht (2000 - 2009)
3. Don Daste-Convent (2009 - 2018)
4. Syamatara – Renovierung eines Schulbaus in Kolkata (2014 – 2019)



Patenschaften in Raipur und Digboi (1997-2019)

Über viele Jahre hat die Rheno-Balten-Indien-Hilfe e.V. die Aus- und Schulbildung von über einhundert Kindern und Jugendlichen, vor allem Mädchen, in Raipur und Digboi durch die Übernahme des Schulgeldes unterstützt.



So konnten besonders die Kinder von Familien der armen Landbevölkerung bei schulischer Grundbildung unterstützt werden - Grundvoraussetzung für eine qualifizierte Berufsausbildung oder die spätere Aufnahme eines Studiums.


Das Projekt Schulbau in Nipania (2000-2009)

Gewissermaßen aus dem Nichts entstand durch die Initiative der Rheno-Balten-Indien-Hilfe im Mündungsdelta des Mahadani-Flusses im Golf von Bengalen eine Schule, die außer für den Unterricht auch als Überlebenszentrum bei Überschwemmungen und kultureller Dorfmittelpunkt nützt.


Nipania liegt im Mündungsdelta des Mahanadi-Flusses und ist daher besonders der Gefahr von Überflutungen ausgesetzt. Das idyllische ruhige lnseldorf - auf allen Seiten von größeren und kleinen Flussläufen umgeben - liegt kaum zwei Meter über dem Meeresspiegel. Der Ort ist nur mit dem Boot zu erreichen. Es existieren keine festen Straßen oder Wohnhäuser aus Stein, sondern nur Lehmhütten.
Es gibt nichts, was als Straße oder Weg bezeichnet werden kann, um die Häuser untereinander zu verbinden. Alt und Jung müssen die kleinen ausgetretenen Lehmpfade benutzen, um andere Häuser/Siedlungen oder den Anlegesteg zu erreichen. Sogar die Kranken und Verletzten müssen durch den oft knietiefen Matsch (vorausgesetzt das Wetter ist gut) zu Booten getragen werden. Und oftmals ist nicht einmal das möglich aufgrund der riesigen Matschflächen.
Es liegt einfach außerhalb der Vorstellungskraft eines jeden Festlandbewohners, zu was für einer Matschwüste die lnsel nach einem ergiebigen Regenguss wird. Aber die Menschen hier kämpfen hart für einen Halt auf diesem rutschigen, schlammigen Stück Land, auf dem ihnen auch ihre Lebensgrundlagen immer wieder entgleiten
Schulwege in viele Kilometer entfernte Nachbarsiedlungen sind für die Kinder unmöglich. Das ehrgeizige Ziel, den einzigen Betonbau in der Region zu errichten, nahm die Rheno-Balten-Indien-Hilfe 2003 in Angriff.
Hier sollte durch den Neubau einer Schule überhaupt erst die Voraussetzung für grundständiges Lernen der dort lebenden Kinder geschaffen werden. Das Erlernen der grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben, Rechnen erst ermöglicht werden - eine faszinierende Vorstellung für uns! 

Der Bau ist außer für den Schulbetrieb geeignet zur Rettung für die Dorfbewohner bei den zahlreichen Überschwemmungen. Mehrfach diente er den Menschen schon zum Schutz.
Bereits im ersten regulären Schuljahr waren vier Klassen eingerichtet. Zum Unterricht gehörten auch: Sport treiben, tanzen. Durch den Bau der Schule und den Zuzug der beiden Lehrkräfte ins Dorf ergaben sich auch eine Vielzahl weiterer positiver Folgen. So wurde zusätzlich für Kinder im Vorschulalter eine Kinderkrippe eingerichtet; die Lehrpersonen standen nicht nur den Kindern, sondern auch allen anderen Dorfbewohnern helfend zur Seite.
Die Lehrerin bringt verschiedene sozio-kulturelle Themen, die die weiblichen Familienmitglieder betreffen, zur Sprache und regt zu einem offenen Austausch und Diskussion in dieser Gruppe an. Sie steht den Dorffrauen für Themen wie Gesundheitsfür- und -vorsorge, Ernährung und Hygiene sowie für Frauenthemen als Beraterin und Ausbilderin zur Verfügung.
Der Lehrer ist zuständig für das im Laufe des Projekts entstandene dorfinterne Konfliktlösungs-Komitee. Außerdem betreut er die Kindertagesstätte.
Die Hauptaufgabe der Lehrerinnen und Lehrer liegt jedoch in der kontinuierlichen Motivations- und Beratungsarbeit mii den Eltern bezüglich der Wichtigkeit von Bildung für ihre Kinder und der Schädlichkeit von Kinderarbeit.
Zur dauerhaften Finanzierung der Schule wurden sukzessive zehn Teiche für die Fischzucht angelegt bzw. renoviert und präpariert, bei niedrigen Uferböschungen die Teiche mit Netzen abgedeckt um zu verhindern, dass die Fische bei Hochwasser herausgespült werden. Pro Teich wurden 1.000 Jungfische von ca. 10 cm Länge eingesetzt. Die Fische hatten im Sommer 2009 die Verkaufsgröße von mindestens 30 cm Länge erreicht. Alle 10 Teiche waren in Betrieb. Bei den Berechnungen über die zu erwartende Rendite ging man von einer Überlebensrate von 60% aus. Um eine Übervölkerung der Teiche zu verhindern, haben die Familien bereits in 2008 die größten Tiere abgefischt und so den verbleibenden Fischen möglichst optimale Wachstumsbedingungen geboten. Pro Teich wurden etwa 50 kg Fisch entnommen und im Dorf verkauft.
Ein Teil des Verkaufserlöses wurde zur Fortsetzung der Fischzucht verwandt, aus dem übrigen Teil wurden die Kosten der Schule bestritten, der Rest wurde als zusätzliches Einkommen unter die Fischzüchter verteilt.
Mit dem erfolgreichen Aufbau der Fischzucht war die künftige Finanzierung unseres Schulprojektes durch die Dörfler selbst ermöglicht und gesichert.

Das von der Rheno-Balten-Indien-Hilfe erreichtete Schulzentrum hat sich also nicht nur als Dorfmittelpunkt und fester Platz für den Schulunterricht bewährt, es konnte tatsächlich auch immer wieder als Schutzraum für die Menschen im Falle von Überflutungen dienen. In den Jahren 2004, 2005, 2006 stand nach starken Regenfällen im Land das gesamte Dorf unter Wasser. 2007 zerstörten die Überflutungen einen großen Teil der Reisernte und die Menschen mussten für vier Tage Schutz im Zentrum suchen.
Die Bildungsinitiativen in Nipania haben sich sehr gut entwickelt und sind integrativer Bestandteil der Dorfaktivitäten geworden. Die Vorschule hat bewährt bei der Vorbereitung der Kinder auf die bisher unbekannte Lernsituation.
Auch das Angebot des regelmäßigen Nachhilfeunterrichts hat sich als unabdingbar erwiesen, wird von den Kindern und ihren Eltern gut angenommen.
Dass die Kinder die Schule als „ihre“ ansehen und sich mit den Bildungsaktivitäten identifizieren, lässt sich an der liebevollen Verschönerung der Räume z. B. mit Wandmalereien oder Girlanden erkennen.
An außerschulischen Aktivitäten wie z.B. das Training zur „community sensitization“ nahmen bis Ende 2008 85 Elternpaare – Mütter und Väter - teil. Deutlich wurde das Interesse der Eltern, sich für die Belange des Bildungsprogramms zu engagieren.
Nipania ist somit heute im Besitz einer eigenen Dorfschule, was hinsichtlich der Bildungschancen der Kinder einen großen Schritt nach vorn bedeutet. Leider besteht bei den Mädchen noch immer – trotz einer inzwischen fast 100 %igen Einschulungsquote – das Problem, dass sie die ersten sind, die von den Eltern aus der Schule genommen werden, wenn die Familiensituation (z. B. Verschärfung der Einkommenslage) es in ihren Augen erfordert.














Das Projekt Don-Daste Convent in Kerala (2009-2018)


Beim Don Daste Convent handelt es sich um ein Waisenhaus, das in der Nähe von Cochin/Kerala auf dem Land liegt. Dem Waisenhaus ist eine Schule angeschlossen. Die Kinder stammen von Tagelöhnern und Eltern der untersten sozialen Schicht in diesem Gebiet ab. Die Gegend wurde auch von der Tsunamikatastrophe 2006 berührt und viele Häuser in Küstennähe wurden zerstört. Das Waisenhaus wird von katholischen indischen Schwestern geleitet. Die Wohnverhältnisse sind auch für indische Verhältnisse sehr beengt und das Dach ist undicht, so dass der Monsumregen zu einer natürlichen Dusche geworden ist. Die Schwestern suchten nach einer Unterstützung. Hier ist die Rheno-Balten-Indien-Hilfe tätig geworden.

In der Nachbarschaft des Klostergebäudes selbst befindet sich in einem eigenen Bau die von den Nonnen betriebene Schule, in der 83 Schülerinnen und Schüler unter einfachsten, ja primitiven Bedingungen unterrichtet werden. 25 dieser Kinder sind über die Woche in einer Art Internat bei den Schwestern untergebracht, um überhaupt die Schule besuchen zu können. Die übrigen 58 Kinder kommen aus der Umgebung, wohnen meist mehrere Kilometer entfernt. Der Unterricht findet in einem einfachen Schulraum ohne Mobiliar statt. 

Es fehlt am Notwendigsten, um Unterricht ablaufen zu lassen: Tafel, Kreide, Bücher, Hefte. Mit einer größeren Summe konnten Möbel und Materialien für den Unterricht angeschafft werden.

Ein großes Anliegen im Don Daste Convent ist auch die Schulspeisung. Die Kinder müssen im Convent über den Tag versorgt werden, wozu lange Zeit kaum Mittel zur Verfügung standen. Zur Versorgung eines Kindes mit Essen wird am Tag eine Summe von 25 Rupien (ca. 50 Cent), bei 25 Schultagen monatlich also 625 Rupien (etwa 12,50 €) benötigt. Hier hat die Rheno-Balten-Indien-Hilfe für regelmäßige Essen gesorgt.



Die Schwestern des Convents waren mit der Bitte herangetreten, Nähmaschine zu finanzieren. Dadurch konnte neben dem Einsatz für schulische Zwecke wie Näh- bzw. Handwerksunterricht außerhalb der Schulzeit von den Müttern der Schülerinnen und Schüler durch Näharbeiten ein kleines zusätzliches Einkommen erwirtschaftet werden. Für diese Maßnahme hat die Rheno-Balten-Indien-Hilfe gerne zumächst 250,- € zur Verfügung gestellt.


In den Folgejahren wurden weitere Nähmaschinen angeschafft und ein kleiner Raum damit ausgestattet. Für die Zeit der Pausen und den Nachmittag hat die Indien-Hilfe eine Rutsche und eine Schaukel finanziert.






Das Projekt Syamatara: Gebäudesanierung in Kolkata (2014-2019)


Im Juli 2003 errichtete die indische Hilfsorganisation „New light“ ein multifunktionales Zentrum für Kinder der ärmsten Kaste, gelegen unmittelbar hinter dem Krematorium in Khalighat, einem Stadtteil von Kolkata. Die Bewohner dieses Stadtteils, die mehrheitlich im Krematorium arbeiten, gelten als „Unberührbare“. Diese Zielgruppe erhielt durch Schulausbildung und Gesundheitsvorsorge im besagten Zentrum die Chance, ein ansatzweise menschenwürdiges Leben führen zu können, aber die Bedingungen für den Unterricht verschlechterten sich aufgrund der Baufälligkeit des Schulraums immer mehr. Das Shelter war über die Jahre verfallen und nahezu unbrauchbar geworden, so dass nun, um es überhaupt weiter nutzen zu können, eine Grundsanierung stattfinden musste. Hier sah der Vorstand der Indien-Hilfe ein geeignetes Projekt, das aus eigenen finanziellen Mitteln zu stemmen war und in Zusammenarbeit mit der indischen Organisation „New light“ realisierbar schien.
In Kalkutta, inmitten des Rotlicht-Viertels, wird ein sehr einfaches Haus mit nur einem Raum für Unterricht genutzt. Hier werden Jungen und Mädchen im Alter von 9 - 13 Jahren unterrichtet. Die Besonderheit: es werden bewusst Kinder der sog. „Unberührbaren“ aufgenommen, insbesondere Kinder von Sexarbeiterinnen oder Arbeitern des örtlichen Krematoriums, die aufgrund ihrer Tätigkeit von jeglicher gesellschaftlicher Partizipation, d.h. auch von Bildungsangeboten, ausgeschlossen sind. Diese „Unberührbaren“ aber sollen mit anderen Kindern gemeinsam unterrichtet, die nicht der Kaste der Parias angehören. Es ist der Versuch der Integration und des Kampfes gegen das Kastenwesen.
Geplant war, den Schulbau zu sanieren, mit Mobiliar auszustatten, Lernmittel anzuschaffen und für Schulspeisung zu sorgen.
In einer zweijährigen Bauphase wurde das Gebäude von Grund auf durch finanzielle Mittel, die die Rheno-Balten-Indien-Hilfe zur Vergügung gestellt hat, saniert. Die Bautätigkeiten wurden von Urmi Basu, Exekutivdirektorin von „New light“, unserer indischen Partnerorganisation, begleitet und überwacht. Das gesamte Gebäude wurde neu gestaltet, ein Holzboden verlegt, das Dach abgedichtet, zusätzliche Fenster eingebaut, eine Toilette errichtet und die Stromversorgung verbessert. Außerdem wurde Schulmobiliar und Lehrmaterial angeschafft.
Die Schule konnte am 6. April 2017 feierlich eröffnet werden.
Folgender Text der Indien-Hilfe wurde verlesen:
„Als Rheno-Balten-Indien-Hilfe wollen wir dazu beitragen, indischen Kindern zu einer schulischen Ausbildung zu verhelfen. Wir haben uns daher zum Ziel gesetzt, in Kolkata, hier im Stadtteil Kalighat, beim Bau einer Schule mitzuwirken, die denjenigen zu Gute kommen möge, die ihrer am meisten bedürfen. Wir hoffen, einen kleinen Beitrag dazu zu leisten,  dass Mädchen und Jungen ein Lächeln finden, mit Freude an Zahlen und Buchstaben arbeiten und die Zuwendung erhalten, die jedem Kind zusteht.
‚Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern.‘ So hat es die Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai in ihrer Rede vor den Vereinten Nationen am 12. Juli 2013 formuliert. Wir haben nicht den Anspruch, das gleiche zu bewirken wie Malala. Das wäre vermessen. Wir haben nicht den Anspruch die Welt zu verändern. Aber wir wollen diese faszinierende Idee, dass es nicht viel braucht um zu helfen, nicht aufgeben. Wir wollen daran glauben, dass mit kleinen Mitteln viel bewirkt werden kann. Wir wollen einen winzigen Beitrag leisten, dieser Welt ein freundlicheres Gesicht zu geben. Deswegen glauben wir an dieses Projekt im Stadtteil Kalighat, deswegen glauben wir an Bono, New light und Urmi. Möge die Schule vielen ein Lächeln ins Gesicht zaubern!"


(Fotos von: New light, Simone Utler)